Neben dem Windpark Todenhausen-Mellnau ist der Windpark Wollenberg das zweite große Energiewende-Projekt in unserer Gemeinde. Die BI verfolgt das Wollenbergprojekt von Beginn an.
Standpunkt und Forderungen zum Windpark Wollenberg
Wir lehnen den Windpark nicht grundsätzlich ab, haben aber vier konkrete Forderungen an die Stadt Wetter, bevor sie das 1,2 Millionen Euro teure Investment tätigt:
- Eine belastbare Windmessung muss her! Ein von den Stadtwerken Marburg bezahlter (sprich: parteiischer) Akten-Begutachter kann nicht die neutrale Windmessung ersetzen, die für weniger als 2% der Investitionssumme zu haben ist.
- Die Satzung der Windpark GmbH muss offengelegt werden! Wir wollen wissen, ob im Windpark Geschäftsführer-Versorgungsposten geschaffen oder das Haftungsrisiko zu Ungunsten der Gemeinden verteilt ist.
- Die erwarteten Einnahmen und Ausgaben (sprich: der Geschäftsplan) ist extern zu prüfen! Auch hier halten wir es für ein Unding, dass bisher lediglich die Stadtwerke Marburg dem Parlament in Wetter hierzu Informationen geliefert haben. Das Investment muss neutral begutachtet und die Entscheidung dafür oder dagegen will professionell abgesichert werden.
- Für die Dauer der Planungsphase muss sich die Stadt Wetter eine Ausstiegsklausel sichern. Keinesfalls sollte sich die Stadt verpflichten, irgendwelche Windpark-Anteile übernehmen zu müssen.
Einschätzung: das rechnet sich nicht
Bisher gibt sich die Stadt Wetter recht zugeknöpft, wenn es um konkrete Zahlen zum Windpark Wollenberg geht. Wir haben daher selbst nachgerechnet – und zwei Szenarien zu Grunde gelegt.
Szenario 1: Wetters Wunschtraum
In diesem Szenario gehen wir davon aus, dass am Wollenberg 2.300 Volllast-Windstunden pro Jahr zu erreichen sind. Bemerkenswert daran ist, dass diese Windhöffigkeit 30% höher ist, als das Bundesumweltministerium in seinen eigenen Zahlen für Binnenlandanlagen ausweist.
Ansonsten ist dieses Szenario durch eine – aus unserer Sicht „normale“ – Pacht für das Land Hessen geprägt. Die Zinslast für die Finanzierung ist mit 3% auf 20 Jahre kalkuliert. Auch wenn Privatleute von solchen Konditionen nur träumen können, wollen wir der Stadt zugestehen, dass sie solche Konditionen hinbekommt. Die Kosten für die Verwaltung haben wir mit gerade einmal 120.000€ pro Jahr angesetzt – sicherlich nicht zu hoch für einen Betrieb mit einer Investitionssumme von ca. 24 Millionen Euro.
Falls unsere Annahmen richtig sind und die Anlagen bis Ende 2014 gebaut werden können (was Aufgrund des kürzlichen Eingreifens der Oberen Naturschutzbehörde äußerst unwahrscheinlich ist), besteht die Chance auf eine Jahresrendite von ca. 1,25%. Kommen die Anlagen nach 2014, wird die Rendite deutlich unter 1% liegen!
Szenario 2: vorsichtig optimistisch
In unserer zweiten Rechnung gehen wir davon aus, dass sich an 1.900 Stunden im Jahr die Windräder voll drehen. Das ist zwar immer noch mehr als die typischerweise im Binnenland erreichten 1.750 Stunden, aber der Wollenberg ist ja nunmal auch ein Berg, auf dem es gelegentlich windet. Wir bleiben optimistisch.
Im übrigen gehen wir davon aus, dass aufgrund der etwas verringerten Volllaststunden die Pacht der Flächen von Hessen-Forst etwas günstiger wird. Dazu muss man wissen: Hessen Forst verpachtet unseren Erkenntnissen nach nicht „zum Pauschalpreis“ (z.B. 30.000 Euro pro Jahr und Windrad) sondern lässt sich stattdessen direkt am generierten Strom beteiligen. Da in Szenario 2 weniger Strom erzeugt wird als in Szenario 2, sinken die Kosten für die Pacht.
Die übrigen Zahlen haben wir unverändert gelassen. Die Kreditzinsen waren mit 3% schon recht niedrig. Die Kosten für die Geschäftsführung inkl. Sekretariat, Miete, Dienstwagen u.v.m. werden wohl auch nicht günstiger werden, nur weil die Windräder ein paar hundert Stunden im Jahr weniger stark drehen.
Unterm Strich läuft dieses Szenario auf einen realen Verlust von über 100.000€ pro Jahr hinaus. Dieses Geld muss langfrisitg von den Gesellschaftern (sprich: den Stadtwerken, den Kommunen und den Energiegenossen) nachgeschossen werden. Können sie das nicht, droht dem Windpark die Insolvenz.
Falls wir uns bei den Eckdaten geirrt haben sollten, hoffen wir inständig, dass sich die Kosten nicht erhöhen. In jedem Fall aber rechnen wir gerne noch einmal nach.
Sollten unsere Zahlen jedoch unwidersprochen bleiben, vertrauen wir darauf, dass das Wort des Wetteraner Bürgermeisters Kai-Uwe Spanka weiterhin gilt. Er betonte mehrfach im Parlament: „Wenn sich das Projekt nicht rechnet, machen wir es nicht.“
Warum passt das nicht?
Wer unsere Zahlen grob überfliegt, wird sich schnell fragen: warum passt das nicht? Immerhin schaffen es doch andere auch, mit Windkraft Geld zu verdienen. Die Antwort ist ganz einfach: der Gewinn steht und fällt mit der Pacht (und natürlich dem Wind). Würde die Stadt Wetter über ihre Stadtwerke in Eigenregie den Windpark auf eigenen Flächen betreiben, müsste dieser pro Jahr ca. 700.000€ weniger Kosten schultern. Angesichts eines prognostizierten Gesamtertrags zwischen +300.000€ und -110.000€ pro Jahr wäre eine Kostenreduzierung in dieser Höhe eine absolut entscheidende Summe.
Auf eigenen Flächen würde der Windpark vielleicht funktionieren, im Wald von Hessen Forst wird nur einer am Windpark verdienen: das Land Hessen.
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Das hat Methode.
Leider hat sich die Methode, Bürger vor vollendete Tatsachen zu stellen, besonders bei der Windkraft durchgesetzt. Warum? Weil Bürger oft zu bequem sind, sich keine Gedanken machen über Sinn und Nutzen. Sie sich eben wie eine Schafherde blind leiten lassen wiel es ja so bequemer ist ein paar Euro zu zahlen als sich dagegen zu wehren. Es ist gut das es Bürger gibt die sich dagegen wehren so wie jetzt im Westkreis oder anderswo. Wie toll ist es doch inzwischen in Stadtallendorf. Ich bin nicht grundsätzlich nicht gegen Windkraft. aber sie sollten nur noch dort gebaut werden dürfen wo auch entsprechende Winde wehen. Zudem immer nur dann, wenn entsprechende umweltverträgliche
Speichermöglichkeiten gleichzeitig gebaut werden. Jetzt wo auch die Rendite sinkt, die großen Inverstoren bereits abgesahnt haben, wird um das Geld des einfachen Bürgers geworben.
Was wenn die garantierte Vergütung wegfällt? Wenn sich Unterhaltung und
Reparaturen häufen? Wenn für die dann erzeugte Energie im Wettbewerb nur noch minimale Preise erzielt werden.
Wer baut ein unrentabel gewordenes Windrad wieder ab?
Der oder die Investoren? Nein, vermutlich der Bürger der auch schon für Erstellung zur Kasse gebeten wurde.
Wäre da noch die Möglichkeit Klettergärten von Windrad zu Windrad zu bauen.
Ich lasse mich gerne eines besseren belehren.