Entgegen dem Willen von Magistrat und Stadtverordneten wurde von der Regionalversammlung Mittelhessen ein Windvorranggebiet zwischen Wetter, Todenhausen und Mellnau ausgewiesen. In diesem Gebiet bemühen sich derzeit mehrere Investoren darum, Flächen anzupachten. Mehr dazu findet sich auf der Homepage der BI Windkraft Wetter e.V. und in unserem Einsteiger-FAQ.
Fragen & Antworten zum aktuellen Stand im Windkraft-Vorranggebiet Wetter-Todenhausen-Mellnau (VRG 3105):
Wer will die Windkraftanlagen bauen?
Die BI kennt zwei Unternehmen namentlich und hörte von mindestens einem weiteren Unternehmen. Alle drei sind mit Personal in der Region vor Ort, um Flächenbesitzer zur Verpachtung ihrer Grundstücke im Vorranggebiet zu bewegen.
Was für Windkraftanlagen sind geplant?
Einer der Investoren plant mit Anlagen vom Typ Enercon160. Bis zur Spitze des Rotorblatts sind die Anlagen etwa 246m hoch. Zum Vergleich: die Elisabethkirche ist etwa 80m hoch, der Messeturm in Frankfurt mit seinen 64 Stockwerken liegt bei 256m.
Wie viele Windkraftanlagen sind geplant?
Die Fläche des Vorranggebiets bietet Platz für 6 Anlagen vom Typ E160. Dabei gilt: je größer die Anlagen, desto weniger passen auf die Fläche.
Welche Pachtsummen stehen im Raum?
Geködert werden die Eigentümer mit Summen um die 25.000 Euro pro Jahr. Fakt ist nach unseren Recherchen: wer eine Fläche um ein Windrad herum hat, darf brutto mit ca. 2.000 Euro pro Jahr und Hektar rechnen. Wer das Fundament der Anlage auf seinem Grundstück hat, kommt auf etwa 8.000 Euro pro Jahr. Das Geld ist natürlich noch zu versteuern – netto ist es deutlich weniger.
Wie ist der Stand des Klageverfahrens?
Das Land Hessen hätte gerne ein Mediationsverfahren, also ein unverbindliches Gespräch, bevor es zum eigentlichen Klageverfahren kommt. Dem hat die Stadt zugestimmt. Danach kam Corona – und seitdem geht es nicht voran.
Wie steht die Stadt Wetter zu einem Windpark?
Alle Parteien haben einen Windpark im VRG 3105 abgelehnt. Auch wenn in Zukunft „Schmerzensgeld“ vom Bund für die Kommunen gezahlt wird, werden wir die Parteien an Ihre Ablehnungsgründe erinnern. Diese haben sich bisher nicht geändert.
Wie steht die BI zu dem geplanten Windpark?
Wir sind gegen den Bau von 6 Windkraftanlagen an diesem Standort. Wir beteiligen uns finanziell an der Klage der Stadt Wetter gegen den Teilregionalplan Energie Mittelhessen.
Ist die BI gegen die Energiewende?
Wir sehen, dass es Dinge gibt, die bei uns in der Region funktionieren. Die Biogas- oder Hackschnitzelanlage, die Nahwärme. Wenn selbst auf dem Wollenberg Windkraft nicht funktioniert, sehen wir keine Chance, dass sie im Tal zwischen Wetter, Todenhausen und Mellnau einen Beitrag zur Energiewende bringt. In jedem Fall aber bringt sie für die Bewohner Einschränkungen. Vor dem Klageverfahren haben wir u.a. durch konkrete Formulierungsvorschläge für einen Bebauungsplan daran mitgewirkt, die Energiewende mit den Interessen und Sorgen der betroffenen Stadtteile in Einklang zu bringen.
Ist der Stillstand der Klage ein Problem?
Die Klage hat keine aufschiebende Wirkung für das Baurecht. Während die Rechtsfindung pausiert, könnten Investoren Fakten schaffen. Wenn die Anlagen erst einmal stehen, werden sie für mindestens 20 Jahre bleiben.
Was spricht denn gegen den Windpark?
Es weht weniger Wind, als für einen Windpark vom Land Hessen vorgeschrieben ist. Darum klagt die Stadt. Wir als BI sehen aber auch die geringen Abstände zu den Siedlungsflächen, den Infraschall und den Denkmalschutz der Burg als Problem.
Wie viel Schatten wirft eine solche Anlage?
Das Bayerische Landesamt für Umwelt hat ermittelt, dass eine 200m hohe Anlage morgens und abends bei einem Sonnenstand von 8 Grad Schatten mit einer Länge von 1.400m wirft. Höhere Anlagen werfen weiter. Am Vor- und Nachmittag sind es immerhin noch 800m. Damit sind sowohl das Naherholungsgebiet um die Kehner Eiche als auch insbesondere Todenhausen und Mellnau stark betroffen. Zur Erinnerung: die heute geplanten Anlagen im Windvorranggebiet liegen bereits bei 256 Meter Höhe.
Was für Abstände hat der Windpark zu den umliegenden Stadtteilen?
Nach Todenhausen sind es knapp 1.000m.
Nach Wetter ca. 1.200m.
Nach Mellnau ca. 1.750m.
Was hat es mit diesem Schall auf sich?
Durch die Bewegung der Rotorblätter wird Schall erzeugt. Das Problem: da es im ländlichen Raum sowieso schon sehr ruhig ist (insbesondere nachts), ist auch eine „leise“ Anlage tendenziell gut hörbar. Offiziell dürfen die Anlagen nachts bis zu 40 Dezibel laut sein, tagsüber sogar 55 Dezibel.
Was bedeuten 40 und 55 Dezibel?
Das Land Hessen höchstselbst berichtet darüber, dass sich aus 4 Studien die Weltgesundheitsorganisation WHO ableiten lässt, dass sich mehr als 10% der Betroffenen ab einer Lautstärke von 45 Dezibel „stark beeinträchtigt“ fühlen.
Und was ist dieser Infraschall?
Es handelt sich um den Schall, der vom menschlichen Gehör nicht wahrgenommen werden kann. Infraschallwellen mit sehr tiefen Frequenzen breiten sich stark aus. Über die gesundheitlichen Folgen wird in der Medizin und der Wissenschaft geforscht.
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Müsste es nicht eigentlich schon ein Ausschlussgrund sein, dass der Galgenberg Rotmilan-Brutgebiet ist? Bisher ist keine Naturschutzfachliche Untersuchung bekannt, außer einer eines früheren Investors, die nur mit Google-Maps erstellt wurde. Da war nicht mal jemand vor Ort und sie haben sogar behauptet, mein Haus (über der Kompostierungsanlage) sei gar nicht da – weil es auf Google Earth unter den Bäumen nicht zu sehen ist.
Egal – jedenfalls meine ich mich zu erinnern, dass Rotmilan-Brutgebiet für Windkraftanlagen ausgeschlossen ist. Auf dem Galgenberg/der Höhe nach Mellnau hin brüten jedes Jahr mindestens drei Rotmilan-Paare.
Hallo Martina.
Vielen Dank für Deinen Kommentar. Das ist eine wirklich wertvolle Information. Können wir die Horste kartieren? Ist das dem NaBu bekannt? Darüber sollten wir uns mal persönlich austauschen. Ich würde mich sehr über Deinen Anruf freuen. Ingenieurbüro Dr. Böttcher & Dr. Schick 06423 7466.